Den Geburtsort auswählen...

(* Kein Weg ist zu weit...*)

 

Wer sich die Frage stellt, wo er gern sein Kind bekommen möchte, sollte sich bewusst machen, was einem wichtig und notwendig erscheint. Das Angucken verschiedener Orte lohnt sich, um vergleichen zu können. In der Regel werden monatlich kostenfreie, unverbindliche Infoabende für Interessierte angeboten. Neben den ersten Eindrücken vom Team, den Leistungen und Räumlichkeiten, können wesentliche Fakten erfragt werden, die in die Entscheidung mit einbezogen werden sollten.

Hier nur einige Anhaltspunkte...

- Wieviele Frauen muss eine Hebamme maximal während der Geburt begleiten?

- Gibt es (kinder)ärztliche Unterstützung, die ggf. bei Auffälligkeiten dazugerufen werden kann?

- Wie hoch ist die Dammschnittrate?

- Wie hoch ist die Kaiserschnittrate (wie hoch der Anteil der geplanten Kaiserschnitte)?

- In welcher Position gebären die Frauen in der Regel?

- Besteht die Möglichkeit einer Wassergeburt?

- Wie werden Frauen nach dem errechneten Geburtstermin betreut (Kontrollrhythmus, Einleitungsbeginn...)?

- Welche Maßnahmen zur Stillförderung werden getroffen?

 

 

Man darf nicht vergessen, dass diese Infoabende Werbeveranstaltungen sind und gerne Antworten gegeben werden, die die Schwangeren hören wollen. Daher lohnt es sich, immer genaue Daten bzw. Prozentzahlen zu erfragen. Eine Gebärwanne, die strahlend ins rechte Licht gerückt wird, garantiert nicht, dass sie auch genutzt wird. Die Frage wieviele Mütter in der Wanne gebären, ist also berechtigt. Laut WHO (siehe Richtlinien), sollten solche Angaben automatisch ersichtlich sein. Viele Geburtshäuser geben auf ihren Internetseiten exakte Zahlen an, um dadurch die hohe Qualität der Arbeit zu demonstrieren. Auch kann man während der Führung vieles an der Umgebung ablesen. Wenn von einem 24-Stunden-Rooming-in gesprochen wird (die Kinder also bei der Mutter bleiben) und das Kinderzimmer bei der Besichtigung der Wochenstation voll Kinderbettchen steht, dann sollte man skeptisch sein.

 

Wenn die freien (unabhängigen) Hebammen von bestimmten Kliniken abraten, geschieht das nicht aus Boshaftigkeit. Wir wollen, dass "unsere Frauen" einen guten Ort für sich finden, um in Ruhe, in ihrem Rhythmus gebären zu können - ohne Routineübergriffe usw. Deshalb müssen wir VORHER darauf inweisen, welche Maßnahmen üblich sind... Das weitere Vertrauensverhältnis wäre zerstört, wenn man die Frau ins offene Messer laufen ließe (im wahrsten Sinne des Wortes - Schnittrate in einzelnen regionalen Häusern 40-50%!!!)  

 

Eine Geburt, die Wünsche und Ziele sind individuell und es gibt keinen richtigen oder falschen Weg - die Wahl des Geburtsortes sollte nur vor allem bewusst und informiert erfolgen. Schließlich werden mindestens 2 Menschen ein Leben lang mit den Erinnerungen leben müssen.

Wichtig ist vor allem, dass man die Einstellung des Hauses teilt! Eine Frau, die einen "Wunschkaiserschnitt" möchte, wird sich in einer Klinik, die in erster Linie Geburts-"Medizin" betreibt, sicher gut aufgehoben fühlen. Jemand, der den natürlichen und vor allem einen individuelleren Weg will, sollte sich besser einem ganzheitlich geprägten Haus anvertrauen, mit dem Schwerpunkt Geburts-"Hilfe".

Die Gründe für Eingriffe jeglicher Art werden in verschiedenen Einrichtungen sehr unterschiedlich bewertet. Die Qualifikation/Erfahrung z.B. in Bezug auf Besonderheiten wie die Begleitung von Geburten auf vaginalem Weg bei einer Beckenendlage oder Zwillingen gehen stark auseinander. Bei Unsicherheiten sollte man immer mindestens noch eine 2. Meinung einholen.

 

Wenn ich die Frauen frage, ob sie sich eine außerklinische Geburt (Hausgeburt, Geburtshaus) vorstellen können, höre ich fast immer den Satz:" Ja eigentlich schon, aber im Krankenhaus ist es ja viel sicherer." Die Schwangeren stellen ihre eigenen Wünsche zurück, in dem Glauben, dass sie ihrem Kind dadurch mehr Sicherheit bieten. Die Faktenlage in Deutschland und vielen anderen Ländern ist eindeutig. Geplante, außerklinische Geburten mit Hebammen, die eine gesunde Frau mit einer regelrechten Schwangerschaft begleiten, bieten den gleichen Sicherheitsstandard wie in der Klinik. Mit dem großen Unterschied, dass Eingriffe an der Frau (z.B. Dammschnitt) deutlich geringer sind. Selbst Schwangere mit einer abgebrochenen außerklinischen Geburt, die in die Klinik verlegt werden, haben eine deutlich geringere Kaiserschnittrate. Neben diesen medizinischen Aspekten zum Thema Gesundheitszustand bzw.  zum "Outcome" von Mutter und Kind nach der Geburt, liegt die Zufriedenheit der betreuten Mütter bei über 95%.

 

Eine Geburt kann eine Einweihung sein. Man entdeckt durch sie eine natürliche innere Stärke und Kraft, die man niemals für möglich gehalten hat.

Eine Geburt kann "ok" oder sie kann "erträglich" sein.

Eine Geburt kann zu der Erkenntnis führen - "nie wieder!!!

Eine Geburt kann zum Trauma werden und sich wie eine Vergewaltigung anfühlen.

Eine Geburt ist die Basis für die frühe Mutterschaft und Stillzeit.

 

Sicher, niemand weiß vorher, wie sich die Dinge entwickeln, dennoch kann man sich mit Menschen umgeben, die es würdig sind, an diesem außerordentlichen Ereignis teilzuhaben - die Mut machen, herzlich und warm sind und die die richtigen Worte zur richtigen Zeit finden. Der Unterschied zwischen einer Geburt und einer Entbindung ist unübersehbar.

 

Wie sagte Odent: "Es ist nicht egal wie wir geboren werden."

So ist es und es ist nicht egal wie wir gebären.

 

Neubarnim/2011

 

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